BV Baugemeinschaften
 
 
 


Sehr geehrte Damen und Herren, 
liebe Interessent*innen und Freund*innen des gemeinschaftlichen
Bauens und Wohnens,

anbei erhalten Sie den Newsletter des Bundesverbandes Baugemeinschaften, Ausgabe Januar 2024.

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Pitz
BV Baugemeinschaften

 

Themen:

Neujahrsgruß des Vorstandes Bundesverband Baugemeinschaften e.V. • Bericht: Fachtagung 2023  in Leipzig und Impressionen der Tagung • Aktuelles / Veranstaltungen • Online-Workshop: »Herausforderungen in der Projektsteuerung von Baugemeinschaften« • Online-Workshop: »Grüner Weiler eG – Neues genossenschaftliches Wohnen in Münster« • Praxis-Lehrgang SIG "Soziokratie in Gemeinschaft" 2024 • Ausbildung zum Wohnprojekteberater ab April 2024 der Stiftung trias • Veranstaltungstipps

 

Aus dem Verband

Neujahrsgruß des Vorstands Bundesverband Baugemeinschaften e.V.

Mit dem ersten Newsletter diesen Jahres wünschen wir Ihnen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2024, voller positiver Entwicklungen, persönlicher Erfolge und gemeinsamer Erfahrungen! Wir freuen uns auf viele Begegnungen und fachlichen Austausch und sind bereits in der Planung für die nächste Jahrestagung, die in diesem Jahr in Düsseldorf stattfinden wird. Weitere Infos folgen in Kürze!

Bericht: Fachtagung 2023 » Im Osten was Neues?! « in Leipzig

Am 22./23. September 2023 fand die Fachtagung des Bundesverbandes Baugemeinschaften e.V. in Leipzig statt. Tagungsort war das Tapetenwerk in Leipzig-Lindenau, ein Ort für Kreative, der sich für unsere Tagung hervorragend eignete. (Und auch das Catering von Quagga will an dieser Stelle lobend erwähnt sein!)

Wir danken allen Input-Geber:innen für ihre Beiträge zu unserer Tagung, durch die das Thema Gestalt annahm und vielfältig diskutiert werden konnte. Daneben wollen wir hervorheben: Die inhaltliche Ausgestaltung wurde im ersten Teil durch Herrn Dr. Oliver Koczy vom Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung der Stadt Leipzig ermöglicht, der unkompliziert Kontakte herstellte und Beiträge organisierte. Sowohl die Teilnahme der Akteur:innen der Leipziger Szene in Teil 2 als auch die Exkursion am nächsten Tag organisierte Roman Grabolle vom Haus-und WagenRat e.V.. Beiden gehört unser ausdrücklicher Dank.

Es hatten sich neben den Mitgliedern des Bundesverbandes auch Gäste aus Leipzig und dem gesamten Bundesgebiet angemeldet. Sehr gefreut haben wir uns zudem über die Vertreterin des Vorstandes des Forums Gemeinschaftlich Wohnen, Frau Majchrzak-Rummel, die zudem als Rechtsanwältin die Diskussion inhaltlich bereicherte.

Im Grußwort zur Fachtagung "Im Osten was Neues?!" stellte Herr Thomas Dienberg, der Baubürgermeister Leipzigs, die tragende Rolle der kooperativen Wohnprojekte für die Stadtentwicklung Leipzigs heraus. Die Stadt Leipzig begleitete diese Bewegung von Anfang an, beauftragte Externe, wie die Selbstnutzer und später das Netzwerk Leipziger Freiheit damit aktiv die Prozesse zu begleiten und Projekte zu ermöglichen – in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung. So wurden mittels Konzeptvergabe Grundstücke bereitgestellt und einzelne Projekte in der Krise finanziell unterstützt. Beeindruckend war zu hören, dass diese Verwaltung nicht den gesellschaftlichen Entwicklungen folgt, sondern selbst aktiv bei der Gestaltung neuer Themen mitwirkt – aktuell mit einer Kampagne „Mieter kaufen Ihr Haus? Na klar!“.

In das Thema inhaltlich führten anschließend zwei Inputs ein, die die Geschichte des gemeinschaftlichen Bauens in Dresden und Leipzig nach der Wende beleuchteten:

Im ersten Teil skizzierte Marion Kempe, wie sich die Idee ab 1989 in Dresden entwickelte: Von der Partnerstadt Hamburg eingebracht nahm die Bürgerinitiative / Interessensgemeinschaft "Äußere Neustadt“ den Impuls auf und organisierte eigenständig den Kauf der von ihnen bewohnten Häuser als Wohnprojekt. Schnell wurde klar, dass es dazu Hilfestellung bedurfte und so gründete sich 2005 ein Verein, das bauforum dresden e.V., der seither 32 Projekte initiieren und begleiten konnte. Parallel bildete sich ab 2010 NWID - Neues Wohnen in Dresden – ein Akteursnetzwerk von Organisationen die Gruppen begleiten, Strukturen bieten und den Wunsch einer Koordinierungsstelle nach Leipziger Vorbild in der Stadt einbringen.

Im Gegensatz dazu konnte der ehemalige Leiter des Amtes für Stadterneuerung (1991-2018), Herr Karsten Gerkens, anschaulich machen, welche Dynamik eine engagierte Stadtverwaltung erzeugen kann, was sich in einer Vielzahl von Projekten unterschiedlicher Eigentumsform bis heute widerspiegelt.

Wie dieses Engagement konkret in 2023 aussieht, verdeutlichte der Beitrag von Frau Julia Lerz vom Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung Leipzig. Mit dem Bekenntnis der Stadt, gemeinschaftliche Wohnformen zu stärken, welches im Wohnkonzept manifestiert und mit Haushaltsgeldern unterlegt wurde, beauftragte die Stadt das NLF -  Netzwerk Leipziger Freiheit, Projekte in Orientierungs- und Intensivberatung zu begleiten, ihnen dabei notwendige Fachpersonen, wie Konzeptberater:innen, Planer:innen und Rechtsberatung kostenfrei zur Seite zu stellen. Des Weiteren organisierte das NLF die Konzeptvergabe städtischer Grundstücke. Hierzu war das NLF einer der Akteure die im bundesweiten Verbund das Thema aufbereiteten und anderen Kommunen als Werkzeug zur Verfügung stellten. Und das Netzwerk leistete Lobbyarbeit bei Politik und Verwaltung, so dass Projekte Wohnraumförderung für Sozialwohnungen in Anspruch nehmen konnten, 2022 sechs Projekten die Realisierung in Zeiten extremer Baukostensteigerungen finanziell ermöglicht wurde und für gemeinschaftliche Wohnprojekte im Mietmodell die hohen Bodenpreise gesenkt werden, durch einen Erbbauzins von 1,5% (für 45 Jahre fest). Aktuell beschäftigt sich die Stadt mit der Unterstützung von Mietergemeinschaften.

Dass die konstruktive gute Zusammenarbeit zwischen Amt und Netzwerk Leipziger Freiheit tatsächlich besteht, untermauerte Frau Dr. Tanja Korzer vom NLF.

Im 2.Teil des 22. September, nach dem Mittagessen im Hof des Tapetenwerkes, erlebten wir die Akteur:innen der Zivilgesellschaft, die in Leipzig Wohnprojekte gründeten.

Nachmittags warfen wir einen Blick auf die Wechselwirkungen zwischen kommunaler Förderung und dem Engagement der NutzerInnen im Kontext von Wohnprojekten in Leipzig. Die Vorträge richteten den Fokus auf die Akteursszene in Leipzig, die durch die Entwicklung eigener Strukturen Wohnprojekte (selbst)unterstützt. Dabei wurde analysiert, wie diese Akteursgruppen in die Prozesse der Stadtentwicklung eingreifen und welche Rolle sie dabei spielen.

Roman Grabolle von Haus- und WagenRat e.V. informierte in seinem Vortrag über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten des Vereins für selbstorganisierte Räume in und um Leipzig. Der Verein entstand aus der Zusammenarbeit selbstorganisierter Hausprojekte und Wagenplätze. Schwerpunkte der Beratung sind die Übernahme von Häusern durch Mieter*innengemeinschaften, die Gründung von Wohnprojekten sowie die Unterstützung von Wagenplatz-Gruppen. Der Haus- und WagenRat e.V. entwickelt Konzepte zur sozialen Sicherung von Immobilien, moderiert Selbstverwaltungsprozesse und setzt sich aktiv für das gemeinschaftliche Wohnen auf Rädern ein. Roman Grabolles Vortrag verdeutlichte die bedeutende Rolle des Vereins bei der Förderung selbstorganisierter, sozial verantwortlicher Wohnprojekte in Leipzig und Umgebung.

Tobias Bernet von der Dachgenossenschaft SoWo eG analysierte die aktuellen Herausforderungen auf dem Leipziger Wohnungsmarkt. Mit dem rasanten Bevölkerungswachstum und steigenden Angebotsmieten stehen vor allem suchende Mieter*innen unter Druck. Bernet stellte die Schwierigkeiten für Selbstverwaltungsgruppen heraus, die herkömmlichen Wohnprojekte-Rechtsformen erfordern. Als Lösung gründete die Dachgenossenschaft SoWo eG eine Genossenschaft nach Vorbildern aus anderen Städten. Ziel ist es, als handlungsfähiger Träger für diverse Wohnprojekte aufzutreten und durch Wachstum sowie Skaleneffekte eine sichere und selbstbestimmte Wohnsituation für viele Menschen zu schaffen.

Hannes Rische stellte das Vierhäuserprojekt "SchönerHausen" des Mietshäusersyndikats in Leipzig vor. Das Projekt, eine Fusion mehrerer Projektgruppen, besteht aus rund 80 Menschen, die gemeinschaftlich vier Häuser am Ende der Eisenbahnstraße saniert haben. Das Grundstück wurde von der Terra Libra Immobilien GmbH erworben, einer Tochter der Edith Maryon Stiftung, und über Erbbaurecht für 99 Jahre gepachtet. Seit 2016 Teil des Mietshäusersyndikats, umfasst das Ensemble vier viergeschossige Häuser mit 36 Wohnungen auf einem 2.700m² großen Grundstück. Die Sanierung begann Anfang 2016 und dauerte etwa zwei Jahre. Das Projektmodell des Mietshäusersyndikats wurde ebenfalls vorgestellt, das deutschlandweit als bewährtes Instrument für gemeinschaftliche Hausprojekte gilt.

Michael Stellmacher präsentierte die Situation des gemeinschaftlichen Wohnens in sächsischen Landkreisen. Als Geschäftsführer der Dezentrale Leipzig bietet er Beratung für Wohnprojekte, Grundstückseigentümer und Kommunen an. Stellmacher unterstrich die Unterschiede zwischen großstädtischen und ländlichen Wohnprojekten, wobei Leerstand in ländlichen Gebieten vorherrscht. Neubauten sind weniger präsent; stattdessen werden Projekte oft im Leerstand umgesetzt. Die Dezentrale unterstützt Gruppen mit konkreten Immobilienaussichten durch Orientierungs- und Intensivberatungen. Stellmacher präsentierte Beispielprojekte und betonte den größeren Raum für Experimente in ländlichen Gebieten.

Fishbowl Diskussion

Mit noch schwirrendem Kopf angesichts der vielfältigen Informationen aus den Inputs tauschten sich die Teilnehmenden der Tagung nach einer Kaffeepause mit den Referent:innen und weiteren geladenen Gästen zu ihren Erfahrungen aus. Marion Kempe und Elke Seipp moderierten das offene Diskussionsformat und sammelten viele konstruktive Gedanken und Ideen, die der Bundesverband in seiner Arbeit weiterverfolgen wird.

Es wurde lebhaft darüber diskutiert, wie die Balance der Unterstützung von gemeinschaftlichem Wohnen über die kommunale Förderung (mit den entsprechenden Verfahren und Steuerungsinstrumenten) und dem Stärken des Engagements von Baugruppen (mit Konzepten für individuelle Lösungen) gestaltet werden müsste - für möglichst erfolgreiche Rahmenbedingungen und Strukturen zur Schaffung von bezahlbarem gemeinschaftlichem Wohnraum.

Die Baukostensteigerungen, die hohe Zinsbelastung und die höheren Anforderungen an den Klimaschutz machen die Umsetzung von Wohnprojekten zunehmend schwieriger. Dies ist besonders im Neubau zu spüren, so dass vermehrt auf den Bestand geschaut wird – hier ist Leipzig mit seiner langen Tradition auf diesem Feld ein gutes Vorbild.

Auch die von Frau Lerz in ihrem Vortrag als Herausforderung dargestellte Skalierung von Projekten im Neubau über Konzeptverfahren mit hohem Bedarf an Fachberatung war ein Thema. Am Beispiel von Hamburg mit den neuen Stadtentwicklungsgebieten, bei denen ein Flächenanteil von ca. 20% der Fläche für Baugemeinschaften geplant ist, erläuterte Elke Seipp die Vorgehensweise der Agentur für Baugemeinschaften: Gemeinsam mit der IBA Hamburg wurde in 2021 ein neues niedrigschwelliges Interessenbekundungsverfahren eingeführt, bei dem sich Baugruppen über eine Konzeptvergabe für städtische Grundstücke bewerben können, bei Sicherung der Bodenwerte und einem niedrigen Erbbauzins.

Es war ein sehr interessanter Austausch mit vielen Anknüpfungspunkten, vielen Dank für die tolle Beteiligung! Die wichtigsten Erkenntnisse der lebhaften und konstruktiven Diskussion haben wir hier zusammengefasst und freuen uns darauf, diese mit Euch weiter zu entwickeln:

> Konzeptvergaben bringen Gemeinschaftliches Wohnen in die Breite
Der Hebel zur Förderung von einer höheren Anzahl von Baugemeinschaftsprojekten liegt in der Standardisierung der städtischen Konzeptvergaben bzw. der Leipziger Konzeptverfahren als Instrument für die Ausschreibung von kommunalen Grundstücken, kombiniert mit einem Mehr an Öffentlichkeitsarbeit.

> Koordinierungsstellen als wichtige Schnittstellen zur Förderung und Vernetzung
Bestehende kommunale Unterstützungsangebote von Baugemeinschaften wie die anwesenden Koordinierungsstellen Netzwerk Leipziger Freiheit (NLF), die Kontaktstelle Baugemeinschaften / Amt für Stadtplanung und Wohnen Stuttgart und die Agentur für Baugemeinschaften / Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg bilden eine wichtige Schnittstelle, um Impulse und Bedarfe aus der Akteurszene aufzunehmen und mit in die Prozesse der Stadtentwicklung zu geben. Sie sind Ideengebende für neue Verfahren und Förderprogramme. Neben den städtischen Beratungsstellen ist der Aufbau von Landesberatungsstellen wie der Dezentrale in Dresden ein zentraler Aspekt in der Förderung von Baugemeinschaften.

> Netzwerke vernetzen
Es wird vereinbart, dass die gute Zusammenarbeit zwischen dem Forum gemeinschaftlich Wohnen, dem Netzwerk Immovielien und dem Bundesverband Baugemeinschaften weiter gestärkt wird und die gemeinsamen Anliegen zum Gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen gebündelt und weiter vorangetrieben werden.

> Berufsbild Projektsteuerung von Baugemeinschaftsprojekten
Aufgrund der übergeordneten Themen, die im Rahmen einer Quartiersentwicklung von Projektsteuern begleitet werden müssen (z. B. Abstimmung zu gemeinschaftlich genutzten Flächen innerhalb des eigenen Baufeldes), verändert sich deren Berufsbild. Hierfür könnten weitere Aus- und Weiterbildungsangebote wie das der Stiftung trias geschaffen werden.

> Modell Mietergemeinschaften
Die erfolgreiche Etablierung von Strukturen wie die selbstverwalteten Mietergemeinschaften im historischen Gebäudebestand durch WagenRat e.V. und die Gründung von Dachgenossenschaften (SoWo) aus der Akteurszene heraus nach dem Beispiel von Schanze eg etc. machen Leipzig wiederum zum Vorbild für ähnliche Entwicklungen zur Sicherung von gemeinschaftlich genutztem, bezahlbarem Wohnraum im Bestand in den alten Bundesländern.

> Kooperation mit der HTWK Leipzig
Prof. Dorothea Becker von der HTWK Leipzig stellt das große Interesse ihres Lehrstuhls Entwurf / Bauen im Bestand für das Thema Baugemeinschaften heraus. Zukünftig wird ein Austausch zwischen der Stadt Leipzig, der Universität und dem Bundesverband angestrebt, denkbar wäre z. B. die Begleitung von studentischen Entwurfsarbeiten oder die Einbindung der Studierenden in Konzepte für Pilotprojekte.

 

Alle Vorträge finden Sie auf unserer Homepage zum Download:
> www.bv-baugemeinschaften.de/veranstaltungen.html

Projektbesichtigungen der Leipziger Tagung

Exkursionen am Samstag, 23. September 2023

Es gab zahlreiche Anmeldungen zu den vom Bundesverband organisierten Besichtigungen von Leipziger Baugemeinschaftsprojekten am Samstagvormittag. Die Bandbreite reichte von im Bau befindlichen Vorhaben hin zu fertiggestellten, etablierten Baugemeinschaftsprojekten, die im Neubau und in Bestandsgebäuden umgesetzt wurden.

Roman Grabolle, Bewohner und Mitglied in der SoWo eG, erläuterte uns bei einer gemütlichen Kaffeepause im Innenhof der Georg-Schwarz-Straße 9 die Entstehung verschiedener Projekte der SoWo eG. Anchließend brachte er uns auf einem Spaziergang durch die Merseburger Straße die Historie zur Stadtentwicklung Leipzigs in Bezug auf den Gebäudebestand anhand von weiteren Häuern der SoWo eg sehr anschaulich nahe.

Zwei engagierte Mitglieder der Baugemeinschaft (A)enders Wohnen (Endersstraße 31a) nahmen sich die Zeit, uns den Werdegang ihres Projektes zu erklären und uns durch den Rohbau ihres Wohnprojektes zu führen. Die Baugruppe konnte das Grundstück im Jahr 2018 über eine Konzeptvergabe im Erbbaurecht für sich gewinnen. Die Planung sieht 18 Wohnungen für generationsübergreifendes Wohnen vor, von denen eine Einheit als Clusterwohnung konzipiert ist und eine weitere der Gemeinschaft als Gästewohnung zur Verfügung steht. Es wird großen Wert auf eine ökologische Bauweise und den Einsatz von regenerativen Energien gelegt. Über den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss soll die Nachbarschaft mit einbezogen werden. In 2024 werden aktuell 45 Bewohner:innen hier ihr neues Zuhause beziehen.

Nähere Informationen sind hier zu finden:
> sowo-eg.org/haeuser
> www.aenderswohnen.de

Danach ging es zu Fuß weiter zur Baugruppe Klinge 10 (Klingenstraße 10) im Leipziger Westen, ein Neubauprojekt im Verbund des Mietshäuser Syndikats. Hier wurden wir vom Architekten Dirk Stenzel vom Atelier für strategische und nachhaltige Architektur (ASUNA) zur Hausführung empfangen. Auch dieses Vorhaben konnte durch ein städtisches Konzeptverfahren mit Vergabe im Erbbaurecht entstehen, eine Baulücke inmitten historischer gründerzeitlicher Bausubstanz.

Unsere Neugier war sofort geweckt beim Anblick der außergewöhnlichen Fassade, die aus recycelten dunklen Schalhäuten mit einer vertikalen Verblendung aus überwiegend gebrauchten Kieferholzlatten und orangefarben leuchtenden Sonnenschutzvorhängen besteht. In einem von ASUNA initiierten aufwendigen Feldtest wurden verschiedene Materialkombinationen auf ihre Verwendbarkeit als Fassadenverkleidung hin geprüft und ausgewählt. So konnten Kosten gespart und gleichzeitig neue Ideen ausprobiert werden. Der Holzskelettbau mit Betonkern folgt einem einfachen Gliederungsprinzip: Sämtliche privaten Flächen werden über die zentral angeordnete Gemeinschaftsfläche erschlossen, die nichttragenden Wände können bei Bedarf flexibel auf Veränderungen reagieren. Das Erdgeschoss wird vermietet und gewerblich genutzt.

Bei der Klinge 10 legen die Bewohnenden auch selbst Hand an, so wird das Pflaster im Außenbereich in Eigenregie verlegt, recycelte Klinkersteine zur Wiederverwendung an der Sockelfassade gesäubert und auch die Innenräume werden selbst fertiggestellt. Kurz nach unserem Besuch begann der Einzug der rund 25 Bewohner:innen mit ebenso vielen Erwachsenen wie Kindern.
> klinge10.de
> www.syndikat.org/klinge-10
> www.asuna-leipzig.de

Zum Abschluss wurde das kooperative Wohnprojekt OurHaus im Lindenauer Hafen besichtigt, das 2021 mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet wurde. Der vom Leipziger Architekturbüro Dix Tannhäuser geplante Neubau wurde als Holz-Hybridbau im Jahre 2020 errichtet und bietet fast 50 Menschen Raum zum Leben und Arbeiten. Ein besonderes Merkmal des Gebäudes ist der zweigeschossige Eingangsbereich, der sich zum Stadtraum öffnet und Durchblicke bis in den gemeinschaftlich genutzten Garten bietet. Das Entrée geht in ein großzügiges Treppenhaus mit versetzten Treppenläufen über, wodurch vielfältige Sichtbeziehungen zur Förderung der Kommunikation zwischen den Hausbewohner:innen geschaffen wurden.

Gordon Tannhäuser, selbst Bewohner im Haus mit seiner Familie, führte uns durch das Gebäude und stellte das gemeinwohlorientierte Konzept der für das Projekt gegründeten Genossenschaft vor. Er erläuterte u. a. die 3 verschiedenen Wohntypologien, beschrieb das Konzept der multifunktionalen Jokerräume und wies auf den hohen Anteil an Gemeinschaftsflächen hin. Ähnlich wie im Projekt (A)enders Wohnen wurde viel Wert auf eine umweltbewusste Planung und die Öffnung ins Quartier gelegt.
> ourhausleipzig.de
> www.dixtannhaeuser.de

Aktuelles / Veranstaltungen

13. Februar 2024, Online-Workshop »Herausforderungen in der Projektsteuerung von Baugemeinschaften«

Online-Workshop für Mitglieder und Gäste

Dienstag, 13. Februar 2024, 17:00 – 19:00 Uhr, per Zoom 
Referent: Benjamin Zeeh, stadtblau GmbH

Mit seinem Büro stadtblau betreut Benjamin Zeeh seit 2015 Baugemeinschaften und Genossenschaften bei der Umsetzung ihrer Wohnprojekte. In diesem Workshop erläutert er das Leistungsspektrum der Projektsteuerung, angefangen von einzelnen Beratungsthemen (Finanzen, Controlling, Bauablauf, Strukturen etc.) bis hin zum umfänglichen Projektmanagement. Eine zusätzliche Aufgabe stellt dabei zunehmend die Steuerung von übergeordneten Themen im Rahmen von Quartiersentwicklungen dar.

Im Anschluss diskutieren wir im Kreis der Teilnehmenden aus verschiedenen beruflichen Perspektiven über unsere Erfahrungen in diesem Kontext.

Bitte melden Sie sich formlos per E-Mail an. Der Link zur wird Ihnen kurz vor der Veranstaltung zugesandt.

> E Mail-Adresse: info@bv-baugemeinschaften.de

12. März 2024, Online-Workshop »Grüner Weiler eG – Neues genossenschaftliches Wohnen in Münster«

Online-Workshop für Mitglieder und Gäste

Datum: Dienstag, 12.03.2024, 17:00 – 18:30 Uhr, per Zoom
Referentin: Sigrid Bürger, Grüner Weiler eG

Frau Bürger wird uns ihr Wohnprojekt „Weiler 1 Oxford“ vorstellen, in dem 132 Wohneinheiten in unterschiedlichen Wohnformen für 60 Kinder und 190 Erwachsene jeden Alters im neu entwickelten Oxford-Quartier entstehen.

Wir werden ein Projekt kennen lernen, das auf Gemeinschaft, Solidarität und Nachhaltigkeit setzt, ein Projekt, das die individuelle Wohnfläche begrenzt und „Luxus für alle“ verspricht.

Im anschließenden Austausch gibt es wie gewohnt die Möglichkeit, Fragen zu erörtern und Zeit für eine offene Diskussion.

Bitte melden Sie sich formlos per E-Mail an. Der Link zur wird Ihnen kurz vor der Veranstaltung zugesandt.

> E Mail-Adresse: info@bv-baugemeinschaften.de

16. /17. März 2024, »Tag des offenen Wohnprojekts« in Köln

Entdecken, erfahren, Initiative ergreifen – über 30 gemeinschaftliche Wohnprojekte und Initiativen aus Köln und Region öffnen Ihre Pforten. Am Samstagabend treffen sich Interessierte, UnterstützerInnen und Projekte in lockerer Atmosphäre auf der Wohn(t)raumparty in Köln.

> Weitere Infos: mitstadtzentrale.de/tag-des-offenen-wohnprojekts

Praxis-Lehrgang SIG "Soziokratie in Gemeinschaft" 2024 zusätzlich als reine Online-Variante

Dieses Jahr startet der einjährigen Praxis-Lehrgang von Steffen Emrich und Heinz Feldmann am 22. – 24. März in Wien. In insgesamt 4 Wochenendseminaren plus Onlinesessions und Peergrouptreffen dazwischen lernen die Teilnehmer:innen alles zum Thema Soziokratie in Gemeinschafts-Wohnprojekten.

Parallel gibt es den Lehrgang als „reine“ Onlineveranstaltung „Learner“ mit sämtlichen Lehr-Mitteln, Online-Peergrouptreffen und Online-Supervision zum Schnäppchenpreis von 390€ (+ Ust). Für die Life-Variante „Masterclass“ mit 4 Präsenz-Wochendenden in 4 verschiedenen Wohnprojekten in der DACH-Region (Deutschland, Schweiz, Österreich) liegt die Investition bei 3.480€ (+ Ust). 

Schnellentschlossene können sich gleich zum günstigen early bird Tarif anmelden: www.soziokratieingemeinschaft.com

Unverbindliche Infoabende: Do. 18. Jan. und Di. 20. Feb. 2024, jeweils um 19:30 via Zoom.

12./13. April 2024 »Immovilien Netzwerktreffen 2024« in Hamburg

SAVE THE DATE!
Das alljährliches Netzwerktreffen findet am 12. und 13. April 2024 in Hamburg statt. Am Freitagnachmittag findet wie immer unsere ordentliche Mitgliederversammlung statt und es wird viel Raum geben, um Expertise aus dem Netzwerk einzuholen und sich gegenseitig zu vernetzen. Das konkrete Programm vor Ort und spannende Exkursionen zu Immovielien-Projekten am Samstagnachmittag planen wir gerade mit unseren Hamburger Mitgliedern.
Weitere Informationen folgen!
> www.netzwerk-immovielien.de

Ausbildung zum Wohnprojekteberater ab April 2024 der Stiftung trias

Die Stiftung trias bietet seit 2021 eine spezifische Aus- und Weiterbildung für Wohnprojektberater*innen an, die fundiertes Wissen für eine ganzheitliche Beratung von Wohnprojekten vermittelt.
Nun ist die Bewerbung offen für die dritte Runde der Ausbildung, die im Zeitraum von April 2024 bis Juni 2025 stattfinden wird.
> www.stiftung-trias.de

25. / 26. April 2024 »Erfahrungsaustausch zum Thema Konzeptverfahren für Baugemeinschaften« in Berlin

Veranstaltung des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) mit Führungen
Datum: Donnerstag 25.04. / Freitag 26.04.2024
Hubertusbad, Hubertusstraße 47-49, 10365 Berlin-Lichtenberg)
BIM Berliner Immobilienmanagement, Alexanderstraße 3, 10178 Berlin-Mitte, Alexanderplatz

Beim 6. bundesweiten Erfahrungsaustausch* zu Konzeptverfahren werden Themen aufgegriffen, die in den zurückliegenden Veranstaltungen diskutiert wurden, die aber noch einmal an Dringlichkeit gewonnen haben:

• Wie können Grundstücke zu bezahlbaren Preisen für die Konzeptverfahren mobilisiert werden?

• Wie kann die Umsetzung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen – explodierende Baupreise und unsichere Förderkulissen – gesichert werden?

Am Donnerstag wird über „Berliner Erfahrungen mit Konzeptverfahren“ berichtet und eine Exkursion zu realisierten Projekten gemacht. Am  zweiten Veranstaltungstag wird das Thema „Vereinfachung von Konzeptverfahren – zwischen Reaktion auf die Baukrise, Vergaberecht und Absicherung der Ziele“ anhand von Inputvorträgen und Diskussionsformaten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

*Der Erfahrungsaustausch wurde gegründet vom FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V., mitbauzentrale München, Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. und Netzwerk Leipziger Freiheit.

Das Programm ist unter folgendem Link zu finden:
Konzeptverfahren Programm.pdf